In Deutschland verschärft sich der Fachkräftemangel in der Pflegebranche zunehmend – auch aufgrund langwieriger bürokratischer Hürden. Laut Recherchen von CORRECTIV warten Tausende ausländische Pflegekräfte trotz abgeschlossener Ausbildung monatelang auf ihre Anerkennung und dürfen nicht helfen.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) hat bei seinen Mitgliedsunternehmen erfragt, dass rund 11.000 Pflegekräfte in ihren Heimatländern zu Pflegefachkräften ausgebildet wurden und von ihren Kenntnissen her sofort für die Pflege einsetzbar wären. Sie könnten eigenverantwortlich Medikamente verabreichen, Spritzen setzen, Pflegepläne erstellen und Nachtdienste übernehmen.
Zum großen Teil arbeiten diese Pflegenden bereits in deutschen Pflegeheimen und Krankenhäusern – allerdings als sogenannte Hilfskräfte. Somit können Heimbetreiber mit ihnen im Personalplan keine neuen Pflegeplätze schaffen.
Der bpa hat hochgerechnet, dass mehrere tausend neue Pflegeheimplätze bundesweit geschaffen werden könnten, wenn diese 5.500 Pflegefachkräfte sofort die erforderliche Arbeitserlaubnis bekämen. Die deutsche Bürokratie verhindert demnach für viele Familien, dass ihre pflegebedürftigen Angehörigen in ein Heim einziehen und dort versorgt werden können.
Der Präsident des bpa, Bernd Meurer, betont, dass Familien unter massivem Druck stehen, Angehörige müssen die eigene Berufstätigkeit reduzieren oder sogar ganz aufgeben. Das sei ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Die Zuständigkeit für die Anerkennung der Abschlüsse ausländischer Fachkräfte variiert von Bundesland zu Bundesland. Beteiligt sind Ausländerämter sowie Anerkennungsbehörden, die mal den Landesregierungen, mal den Bezirksregierungen unterstehen.
Der bpa fordert gemeinsam mit dem Verband der Ersatzkassen (vdek) die sogenannte Kompetenzvermutung. Internationale Kräfte mit einer mindestens dreijährigen Ausbildung oder einem Studium sowie den entsprechenden Sprachkenntnissen könnten damit sofort als Fachkräfte eingesetzt werden.
Ein beschleunigtes Anerkennungsverfahren würde laut bpa-Präsident Meurer die Patientensicherheit nicht gefährden, da viele Auflagen die Grundpflege betreffen, die die Fachkräfte beherrschen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Bürokratie in Deutschland ein erhebliches Hindernis für die Integration ausländischer Pflegekräfte darstellt, obwohl diese dringend benötigt werden, um den Fachkräftemangel zu lindern.